Grundschule in Studen wieder zweisprachig

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Mit einem elektronischen Rundschreiben hatte die AGMO e.V. zuletzt am 10.02.2010 über die Vorgänge um die zweisprachige Grundschule in Ratibor-Studen (Oberschlesien) informiert.

Einstellung des zweisprachigen Unterrichts im Januar 2010

Am 25.01.2010 hatte der Vorstand des DFK Studen die AGMO e.V. über die umgehende Beendigung des zweisprachigen Unterrichts an der einzigen zweisprachigen Grundschule im Bezirk Schlesien informiert. Schuldirektor Goldman hatte den Schülern und Eltern mitgeteilt, daß die Schule aufgrund von Unvereinbarkeit mit rechtlichen Vorschriften ab sofort wieder eine normale polnische Grundschule sei. Daraufhin hat der Elternrat der Schule mehrfach Protest gegenüber dem Schuldirektor und dem Stadtpräsidenten Lenk in Ratibor eingelegt. Der Vorsitzende der AGMO e.V., Dipl.-Ing. Peter Oprzondek, hatte seinerseits Konsul Neudorfer in Oppeln um Intervention gebeten und am 01.02.2010 zahlreiche Politiker, Presseorgane sowie die Führungsspitze der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen über die bedrohliche Entwicklung unterrichtet.

Die Schulferien in den letzten beiden Februarwochen sorgten für eine Zäsur und einen Neuanfang. Bereits vor Ferienbeginn hatte sich abgezeichnet, daß die Maßnahme der Beendigung des zweisprachigen Unterrichts vom Stadtpräsidenten zurückgenommen werden mußte. In diesem Zeitraum wurde aber auch bekannt, daß die Entstehung der Problematik mindestens zurückreicht bis hin zu einem Schreiben des zuständigen Bildungskuratoriums in Kattowitz, Filiale Rybnik, vom 05.10.2009. Es ist davon auszugehen, daß alle derzeitigen Störungen der zweisprachigen Bildungseinrichtungen mit diesem Schreiben zusammenhängen. Eine grundsätzliche Lösung des Problems der „Unvereinbarkeit mit rechtlichen Vorschriften“ (so das Bildungskuratorium) ist trotz positiver Signale für die Grundschule in Ratibor-Studen, die dem Elternrat noch nicht schriftlich durch den Stadtpräsidenten Lenk in Ratibor bestätigt wurden, nicht in Sicht, zumal weiterhin eine dezidierte Begründung der Unvereinbarkeit fehlt. Deshalb hat sich die AGMO e.V. in der letzten Woche erneut an Staatssekretär Dr. Bergner und Konsul Neudorfer in Oppeln gewandt und um Intervention gebeten. Dies schien notwendig, nachdem der Elternrat am 17.02.2010 in einem weiteren Schreiben der Schuldirektion u.a. mitgeteilt hatte, daß „die gegenwärtigen Begleitumstände und der Briefwechsel für eine Verständigung nicht dienlich“ sind. Der Elternrat: „Wir bitten deshalb um ein Treffen im Kreise kompetenter Personen, damit wir alle Probleme besprechen können und die Schaffung einer Atmosphäre der Zusammenarbeit möglich wird.“ Das gewünschte Gespräch soll am 05.03.2010 beim Stadtpräsidenten stattfinden.

Wiederaufnahme des zweisprachigen Unterrichts zum 1. März 2010

Die AGMO e.V. wurde am ersten Schultag nach Ferienbeginn vom DFK Studen darüber informiert, daß der zweisprachige Schulbetrieb wieder aufgenommen worden ist. Es gibt neue Stundenpläne für die Kinder. Neben dem fünfstündigen Deutschunterricht findet nun in allen Fächern mit Ausnahme von Polnisch und polnischer Geschichte gemäß den Bestimmungen der polnischen Bildungsverordnung aus dem Jahr 2007 der Unterricht in deutscher und polnischer Sprache statt, so daß mit diesem erweiterten Angebot eine zweisprachige Grundschule vorhanden ist. Dem Elternrat wurde zugesagt, daß die Schule bezirksfrei sein soll, damit auch deutsche Kinder aus anderen Schulbezirken die Schule besuchen dürfen. Die Elternvertreter betonen ausdrücklich, daß die Schule auch den ortsansässigen polnischen Kindern offen stehen soll, soweit es deren Eltern wünschen.

Schulkinder in Studen mit dem Direktor und Lehrern 2009

Zweisprachige und deutsche Grundschulen für die Bezirke Oppeln und Schlesien

Die AGMO e.V. hofft, daß eine dauerhafte Lösung für die zweisprachigen Grundschulen in Studen (Bezirk Schlesien), Solarnia, Rosenberg und Rogau (Heydebreck-Cosel) im Bezirk Oppeln gefunden wird, und daß die zweisprachigen Grundschulen ein wichtiger Schritt hin zu deutschen Grundschulen gemäß den Bestimmungen der polnischen Bildungsverordnung sind. Zur Vorbereitung auf diese Schulen sind deutsche und zumindest vorübergehend zweisprachige Kindergärten eine notwendige Voraussetzung. Die im Februar 2010 gescheiterten Bemühungen um eine zweisprachige Grundschule in Oppeln-Goslawitz (Bezirk Oppeln) haben gezeigt, daß auch in Zukunft ohne Beteiligung der Politik, insbesondere der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages, die Durchsetzung zweisprachiger, geschweige denn deutscher Kindergärten und Grundschulen nicht zu erreichen ist. Eine Thematisierung dieses Problems bei den deutsch-polnischen Konsultationen ist deshalb unbedingt notwendig.