Gelebte Solidarität

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„Insbesondere der lebendige Dialog mit den in der alten Heimat verbliebenen Deutschen leistet einen wertvollen Beitrag zu der wichtigen Erinnerungskultur und legt die Basis für Verständnis und Verständigung.“ Dr. Hans-Peter Friedrich MdB, Bundesinnenminister, Grußwort zum Schlesiertreffen 2011 in Hannover

Was brauchen die Deutschen in der Republik Polen? – In erster Linie Solidarität

Bereits vor zwei Jahren forderte die AGMO e.V. die ostdeutschen Landsmannschaften und die weiteren Vertriebenenverbände zur praktischen Solidarität mit den Heimatverbliebenen auf, wie sie es bereits lange zuvor mit Blick auf die politischen Akteure der Bundesrepublik getan hatte (AGMO-Intern Nr. 2 / März 2010). Damals beruhte die Argumentation in erster Linie auf persönlichen Erfahrungen vor Ort, vor allem in Oberschlesien. Diese wurden gerne ignoriert. Inzwischen hat sich der allgemeine Kenntnisstand verändert: Nicht etwa, dass inzwischen unsere zentralen Thesen widerlegt wurden; vielmehr können sich die Mahner der ersten Stunde in der Essenz bestätigt sehen.

Die Schüler der "deutschen Minderheitengrundschule" in Dittersdorf O/S freuen sich schon
auf die didaktischen Materialien, deren Ankauf die AGMO e.V. unterstützt.

Zuerst zunehmende Wahlerfolge für die Schlesische Autonomiebewegung – offensichtlich schwand das Vertrauen der Basis gegenüber den Problemlösungskompetenzen der Funktionsspitze in der Volksgruppe. Dann sinkende Zahlen für die Deutschen bei der Volkszählung in der Republik Polen – Beleg für fehlende Sprach- und Identitätsbindung. Nun der Bericht des Europarates über die Lage der deutschen Volksgruppe, der die Ursachen klar benennt. Endlich liegen die Fakten auch von offizieller Seite her vor und verdeutlichen, dass Solidarität immer noch notwendig und nun notwendiger denn je ist. Solidarität sowohl im Umgang der bundesdeutschen Politik und Vertriebenenverbänden mit unseren Landsleuten in der Republik Polen, jedoch auch im Miteinander der Akteure in der Bundesrepublik Deutschland.

Viele positive Ansätze – aber auch noch ebenso viel zu tun

Ja, auch letztere Form der Solidarität gilt es anzumahnen. Denn was sind die Reaktionen auf die neuen Tatsachenbelege? Sicherlich gibt es viele positive, jedoch auch diese: Augen bleiben vor der Realität verschlossen oder auf der anderen Seite werden Thesen und Argumentationen derjenigen, die schon lange die Probleme erkannten, übernommen – an und für sich begrüßenswert –, jedoch ohne auch nur beiläufig zu erwähnen, dass diese Ansätze gar nicht neu sind. Hier geht es nicht darum, Rücksicht auf persönliche Eitelkeiten zu nehmen; das Problem liegt darin, dass so den treibenden Kräften unnötigerweise der Wind aus den Segeln genommen wird. Dies tut auch, wer noch heute die Notwendigkeit bestimmter politischer Forderungen (flächendeckende Einrichtung deutscher Kindergärten und Grundschulen) leugnet in der Hoffnung, die Probleme lösten sich von selbst; so werden Energien zurückgehalten, die ohne große Anstrengung fruchtbar wirken könnten.

Beispiel für gelebte Solidarität - Die bilinguale Grundschule in Ratibor-Studen
besteht immer noch deswegen, weil Eltern, DFK Ratibor-Studen
und AGMO e.V. gemeinsam für ihren Erhalt kämpften

Wie jedoch sieht es mit der konkreten Solidarität mit den Deutschen in der Republik Polen jenseits der – freilich unverzichtbaren – politischen Diskussion aus? Die Solidarisierung innerhalb der deutschen Vertriebenenpolitik ist notwendig, jedoch gilt es auch, mit klaren Gesten den Schulterschluss mit den Heimatverbliebenen zu üben. Landsmannschaften wie die der Schlesier, Ostpreußen und Westpreußen gehen mit gutem Beispiel voran. Denn ein solcher Schulterschluss muss jedenfalls mehr beinhalten, als die durchaus auch notwendigen und gebotenen Besuche bei Kaffee und Kuchen in der Heimat.

Jenseits der Konferenzen – Der Worte wurden genug gewechselt

Wie aber sieht es jenseits der politischen Kaffeetafel aus? Wie es im Fall, dass die Solidarität versagt bleibt, läuft, sei an einem Beispiel verdeutlicht:

Vor kurzem erreichte die AGMO e.V. ein auch an mehrere andere Verbände und Organisationen gerichteter Hilferuf aus Beuthen. Er kam von der DFK-Kindermusikgruppe „Piccolo“, die im November 2011 den 20. Jahrestag ihrer Gründung feierte. Sie bat um Unterstützung für die Renovierung der von ihr genutzten Räumlichkeiten, die nach einem Rohrbruch im letzten Winter unausweichlich geworden war. Die AGMO e.V. ist jedoch nicht die erste Stelle, die das Hilfsersuchen erreichte: Der „Verband deutscher sozialkultureller  Gesellschaften in Polen“ (VdG) und das bundesdeutsche Konsulat waren bereits angeschrieben worden, zunächst auf die Bitten um Unterstützung bei der Heizungsreparatur zu reagieren. Auch der Bezirksverband des DFK Schlesien hatte bis vor kurzem scheinbar keine Möglichkeit gefunden der Gruppe „Piccolo“ finanziell unter die Arme zu greifen. Zwischenzeitlich wurden jedoch immerhin Zusagen über bevorstehende Hilfeleistungen gemacht.

Der VdG wurde später noch erneut von der AGMO e.V. über die Probleme informiert, die Wasserschäden und Ausfall des Heizsystems für die Gruppe mit sich gebracht haben. Ihr Ende nach 20 Jahren droht nun unmittelbar! Immerhin erreichte die Gruppe Piccolo vor wenigen Tagen die Nachricht, dass die Stiftung zur Entwicklung Schlesiens wenigstens einen kleinen Teilbetrag von lediglich 5.000 PLN zu den Renovierungskosten beisteuern wird. Man hofft jedoch noch auf weitere Unterstützung.

Jedoch entspricht das Verhalten der beiden zentralen Kontaktstellen vor Ort (VdG und Konsulat) auch demjenigen von manchen Verbänden in Westdeutschland, die von der Gruppe „Piccolo“ in dieser Angelegenheit kontaktiert wurden: eine erkennbare Resonanz blieb bis heute aus. Dies ist umso mehr zu bedauern, als die Gruppe Piccolo in den letzten Jahren immer wieder gerade auch beim „Europatag“ der Landsmannschaft der Oberschlesier aufgetreten ist und die Deutschen aus Beuthen somit genau das umsetzen, was Bundesinnenminister Dr. Friedrich mit „lebendigem Dialog mit den in der alten Heimat verbliebenen Deutschen“ meinte. Zu einem Dialog gehören freilich immer zwei Seiten.

Die AGMO e.V. hat reagiert und gezeigt, wie mit ein wenig Mühe und ohne große Worte Hilfe geleistet werden kann. Gemeinsam müssten nunmehr alle wirklich Interessierten und Aktivisten deutlich machen, dass sie bereit sind, das anzubieten, ohne dessen sich keine Ergebnisse bezüglich der wichtigsten Belange der Deutschen in der Republik Polen erzielen lassen: praktische Solidarität.

Ihre Hilfe ist unbedingt notwendig. Unterstützen Sie durch Spenden und Weiterleitung dieses Rundschreibens die Arbeit der Kinder- und Jugendmusikgruppe „Piccolo“ und damit auch die der AGMO e.V.

Zweckgebundene Spenden (unter dem Stichwort „Piccolo“) werden von uns in voller Höhe weitergeleitet.

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