Erfolgsgeschichte trotz Hindernissen – Die Wiederbelebung des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) Glatz

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Der Vorsitzende des DFK Glatz, Horst Ulbrich, hat der AGMO e.V. vor wenigen Tagen einen vielseitigen aber auch durchaus positiven Bericht über die Entwicklungen der von ihm geführten Ortsgruppe des Deutschen Freundschaftskreises zugesandt. Anhand der Schilderungen, welche die AGMO e.V. gerne weitergibt, wird einmal mehr deutlich wie viel auch heutzutage noch, allen Widerständen zum Trotz, durch großes persönliches Engagement für die deutsche Volksgruppe in Schlesien bewegt werden.

Horst Ulbrich, ein in Westdeutschland geborener Sohn von aus Glatz dereinst vertriebener Eltern, stößt dabei häufig auf Widerstände aus einer Richtung, die man zunächst gar nicht vermuten würde. Oftmals sind es die übergeordneten Strukturen der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen, die ihm die Arbeit nicht gerade erleichtern.

Er schreibt der AGMO e.V. dazu folgendes:

Hilfe für bedürftige Senioren

Es war wieder ein turbulentes Jahr 2012. Aber wir haben mit Euren Beiträgen und Spenden viel erreichen können. Wie bekannt, beziehen viele der älteren Mitglieder des DFK Glatz  nur eine kleine Rente und sind daher auf Unterstützung angewiesen.

Die Mittel reichen bei einer Rente unter 800,- Zloty (ca. € 200,-) nicht aus, um wichtige Medikamente und Hilfsmittel zu finanzieren. Der DFK Glatz hat in diesem Jahr ein Lager für Hilfsmittel von Gehhilfen über Rollatoren und Rollstühle bis hin zu Pflegebetten gebaut. Der Malteserhilfsdienst aus Telgte war im September 2012 das dritte Mal im vergangenen Jahr bei uns, um das Lager wieder zu aufzufüllen. Der DFK Glatz verleiht die Hilfsmittel kostenlos an bedürftige Mitglieder und deren Familienangehörigen.

Große Erfolge beim Unterricht der deutschen Muttersprache

Unsere Deutschkurse, die von der AGMO e.V. dankenswerterweise unterstützt wurden und werden, erfreuen sich weiterhin eines regen Zulaufs. Wie vielleicht bekannt ist, war der Gebrauch der deutschen Sprache seit 1945 in der Volksrepublik Polen bis 1990 für Deutsche strikt verboten und erst nach der Wende können Deutsche wieder die eigene Muttersprache offiziell erlernen. Um so früh wie möglich mit dem Erwerb der Muttersprache zu beginnen, haben wir auch ein neues Projekt im Kindergarten „Spielend lernen im Vorschulalter“ initiiert. Für unsere Jugendlichen, also bereits die dritte Generation seit Kriegsende bieten wir Vorbereitungskurse zur Erlangung des Deutsch-Zertifikates des Goetheinstituts an. Ebenfalls gibt es Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene unter unseren erwachsenen Mitgliedern.

Deutschkurs des DFK Glatz

Die Feiern des DFK Glatz – Beliebt und weithin anerkannt

Das größte deutschsprachige Fest in der ganzen Glatzer Region war unser DFK-Frühlingsfest mit über 300 Teilnehmern. Die Chöre der DFK-Ortsgruppen aus Waldenburg und Grünberg, eine Tanzgruppe aus Oppeln und zahlreiche Gäste aus Deutschland nahmen daran Teil.  Ein rundum gelungenes Fest, über das in 13 deutschsprachigen Zeitungen berichtet wurde.

Am 27.10.2012 fand das Oktoberfest des DFK Glatz statt. Der Teilnehmerkreis musste aus Kosten- und Platzgründen leider auf 100 Gäste begrenzt werden. Doch trotz aller Beschränkungen erleben wir derzeit einen großen Zulauf der jungen und mittleren Generation. Derzeit zählt die Ortsgruppe des Deutschen Freundschaftskreises in Glatz wieder 286 Mitglieder nachdem es 2010 bevor der neue Vorstand seine Tätigkeit aufnahm nur fünf Mitglieder waren. Unsere Mitglieder können wir jedoch nur durch interessante Projekte an den DFK Glatz binden. Daher bereitet der Aufschwung auch viel Arbeit, die aber von allen Aktivisten mit großen Eifer und Elan angepackt wird.  

Am 8.Dezember nahmen wir an der Weihnachtsfeier beim DFK Waldenburg teil. Unser neu gegründeter Chor hat dort deutsche Weihnachtslieder vorgetragen. Leider stellt sich bei unserer eigenen Weihnachtsfeier alljährlich wegen der mangelnden finanziellen Unterstützung durch staatliche Stellen der Bundesrepublik Deutschland und ausbleibender Reaktionen seitens der führenden Strukturen der deutschen Volksgruppe etwa aus Oppeln die Frage der Finanzierung. Zum Nikolausfest jedoch kamen nicht nur die Kinder unserer Deutschkurse, sondern ebenfalls deren Eltern und Geschwister. Das lässt für die Zukunft hoffen, dass wir mit unserer Arbeit immer weitere Kreise von Interessenten erschließen können.

Die Gruppe „Violinchen“ bei einem viel bejubelten Auftritt

Unsere Kindermusikgruppe „Violinchen“ hat uns 2012 sehr positiv überrascht. Da die Leiterin, eine engagierte Musiklehrerin nach Oberschlesien verzogen war, stand die Gruppe kurzzeitig vor der Auflösung, weil es auf die Schnelle keinen adäquaten Ersatz gab. Doch eine engagierte Mutter eines der Kinder nahm sich der Gruppe an und sechs der 13 Kinder – für weitere Trachten reichte das Geld leider noch nicht – aus denen die „Violinchen“ bestehen, traten mit deutschen Weihnachtsliedern bei unserem DFK-Weihnachtsfest auf. Nun sieht sich der Vorstand des DFK Glatz natürlich in der Verpflichtung, die übrigen sieben Kinder mit entsprechender Kleidung auszustatten. Der Wunsch in Tracht zu gehen, ist gerade bei den Jüngsten unserer DFK-Gruppe sehr groß.

Alle Kinder der Gruppe wollen auch an unseren Deutschkursen teilnehmen. Das Problem ist freilich das große Einzugsgebiet von Bad Kudowa bis nach Habelschwert. Dort in der Nähe der Wohnorte der Kinder gibt es keine Ortsgruppe eines DFK. Wie es mit der Gründung von weiteren Ortsgruppen in der Grafschaft Glatz weitergeht, werden wir jedoch erst 2013 entscheiden können. Denn wir wissen bedauerlicherweise nicht, trotzdem wir rechtzeitig alle Anträge an den „Verband der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen“ (VdG) in Oppeln geschickt haben, ob Oppeln uns weiterhin, wie dies leider schon häufig der Fall gewesen ist, die Zuschüsse weiter kürzen wird. Daher steht, obgleich der DFK Glatz etliche Erfolge vorzuweisen in der Lage ist, das gesamte Reaktivierungsprojekt aufgrund der für uns nicht nachvollziehbaren Vorbehalte der Dachverbände der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen immer noch nicht auf sicheren Füßen.

Weihnachtsfeier des DFK Glatz

Nicht problemfrei – führende Strukturen der deutschen Volksgruppe zeigen oftmals kein Interesse

Kürzlich war ich bei der Konferenz unseres Dachverbandes VdG in Oppeln. Denn dieser übernimmt  unsere Miete und laufenden Bürokosten, die wir aus eigener Kraft nicht bestreiten könnten. Doch auch dort sieht es nicht sehr rosig aus, wie Vertreter des bundesdeutschen Konsulats zu berichten wussten. Zum Tag der deutschen Einheit war ich als Vorsitzender des DFK Glatz beim Generalkonsul Dr. Zeitz in Breslau eingeladen. Er war auf meine Einladung im Frühjahr beim DFK in Glatz zu Besuch gewesen. Freilich hatten wir uns von dieser Seite eine großzügigere Unterstützung erhofft.

Nicht nur leere Versprechungen auch vieles andere irritiert uns ebenfalls. So müssen alle Berichte an höhere Stellen der DEUTSCHEN (!) Volksgruppe in polnischer Sprache abgefasst werden. Wie sollen wir die deutsche Sprache fördern und gleichzeitig mit den deutschen Institutionen in Polnisch kommunizieren? Seit einiger Zeit besteht die Möglichkeit Anträge an das bundesdeutsche Konsulat zweisprachig abzufassen. Steht nunmehr zu befürchten, dass solche Anträge bald ebenfalls in Polnisch zu stellen sein werden?

Präventive Abschreckung? Komplizierte Antragsstellung erschwert Kultur- und Bildungsarbeit

Auch die Komplexität der Anträge schreckt – von manchen Stellen vielleicht nicht ganz unbeabsichtigt – häufig davon ab, überhaupt Gesuche um Unterstützung einzureichen. Anträge zu gemeinschaftsfördernden Maßnahmen werden an die Deutsche Sozialkulturelle Gesellschaft (DSKG) in Breslau gerichtet, gehen von dort weiter zum VDG in Oppeln, weiter zur Stiftung zur Entwicklung Schlesien (SES) ebenfalls in Oppeln, um dann endlich in Stuttgart beim Institut für Auslandsbeziehungen (IfA), der eigentlich zahlenden Stelle anzukommen.

Es gäbe noch viel mehr zu berichten, aber wer von den deutschen administrativen Stellen interessiert sich schon dafür? Anstatt unsere erfolgreiche Aufbauarbeit zu unterstützen, behindert man uns meistens und legt uns mannigfache Steine in den Weg, damit die Aufbauarbeit nicht vorangeht. Als Argument für den Unwillen den DFK in Glatz zu unterstützen hören wir häufig, der Vorstand des DFK Glatz sei aus dem Westen in die Heimat der Eltern zurückgekehrt, damit würden wir nicht zur „deutschen Minderheit in Polen“ gehören und seien nicht Mitglied des Verbandes der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen“ (VdG). Viel ist uns trotzdem bisher gelungen

Aus Glatz grüßt Sie und alle Mitarbeiter der AGMO e.V.

Horst Ulbrich