Überlebenskampf des DFK Glatz

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In den vergangenen Jahren hat die AGMO e.V. immer wieder aus Ortsverbänden des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) erfahren, daß neben Problemen in den eigenen Strukturen wie Nachwuchsmangel, Mitgliederschwund und Überalterung vor allem mangelnde Voraussetzungen für ein Alltagsleben als Deutsche (es fehlen deutsche Kindergärten und Schulen sowie Veranstaltungen in deutscher Sprache) und der tägliche Kampf um das wirtschaftliche Überleben lähmend wirken. Mit Horst Ulbrich hat der DFK Glatz einen Vorsitzenden, der in die Heimat zurückgekehrt ist, um hier als Deutscher zu leben und die deutsche Kulturarbeit mitzugestalten.

Beim DFK Glatz - v.l. Vorsitzender H. Ulbrich,
Schatzmeister H.-P. Keuten, Beisitzer u. Frau Ulbrich

Hierbei wurden ihm und „seinem“ DFK Glatz regelmäßig Steine in den Weg gelegt, angefangen von der Infragestellung eines zurückgekehrten Heimatvertriebenen als Bestandteil der deutschen Volksgruppe durch Vertreter des eigenen Dachverbandes (VdG); die Stiftung für die Entwicklung Schlesiens und Förderung lokaler Initiativen verlangt Projektanträge und Abrechnungen nur in polnischer Sprache. Haben führende Teile der deutschen Volksgruppe bis heute noch nicht verstanden, daß zumindest die interne Sprache einer Volksgruppe ganz selbstverständlich die Muttersprache sein sollte?

 

DFK-Strukturen erschweren Initiativen der Basis

Ungünstige Antragsfristen, die strenge Hierarchie von Ortsverbänden über Kreisverbände bis hin zu den Bezirksverbänden sowie die mangelnde rechtliche Eigenständigkeit der Basis schaffen organisatorische Verzögerungen. Horst Ulbrich hat deshalb die Eigenständigkeit vorangetrieben, so daß der DFK Glatz nach Registrierung als Verein beim Registergericht eigene Anträge künftig einfacher stellen kann. Wie der DFK-Vorsitzende mitteilt, gerät der Aufschwung in Glatz in Gefahr. „Die Mitglieder waren bis auf einige wenige wegen fehlender Angebote (…) nicht mehr gekommen. Im März 2010 (…) habe ich als Vorsitzender mit einem verjüngten und kompetenten Vorstand den DFK in eine neue Zukunft geführt. (…) Im Jahr 2010 gelang es uns dann mit Sponsoren aus Deutschland und Mitgliedsbeiträgen, viele Projekte zu realisieren, von der Denkmal- und Grabpflege, Unterstützung der bedürftigen deutschen Rentner in der Heimat, über Deutschunterricht für die Nachkommen bis hin zu Kulturprojekten.  (…) Wir waren früher Ortsgruppe unter dem DFK Waldenburg, und unsere Projektanträge mußten wir dort stellen. Die haben sie dann zur Beurteilung und Begutachtung zum DFK nach Breslau geschickt, die dann nach Oppeln zum Dachverband VdG. Erst danach weiter zur Botschaft, Miete und Bürokosten weiter an die deutsche Stiftung. Auf diesem Weg sind all unsere Projekte wohl nicht weitergereicht worden. (…)“ Nach Gesprächen gab es letztlich positive Signale, aber die Anträge wurden als verfristet abgelehnt. Anders als manch andere resignierende DFK-Vorstände fanden sich die Vorstandsmitglieder in Glatz nicht mit ihrem Schicksal ab, sondern beschwerten sich bei Generalkonsul Bernhard Brasack (Breslau). Einstweilen mußten die drei Deutschkurse Ende Juni eingestellt werden. Nach der Kündigung der neuen Räume durch die Stadt steht der DFK-Vorstand vor einem großen Problem: „Ohne finanzielle Zusage werde ich keine Verträge unterschreiben können, und wenn die Verhandlungen mit der Stiftung nicht positiv verlaufen, werden wir weitere Schritte unternehmen müssen. Briefe an den Bundespräsidenten (…) wie auch an Herrn Dr. Bergner (...), mit dem ich wegen des fehlenden Deutschunterrichts in den Schulen hier in Kontakt stehe, außerdem an ifa (Institut für Auslandsbeziehungen), AGMO e.V. und BdV sind von uns verschickt worden. Wir werden also sehen, ob man uns zum Wohle der deutschen Minderheit in der Grafschaft weiter arbeiten läßt.“
Mitte Juli vermeldete Horst Ulbrich der AGMO e.V., daß nach seinem Brief an den Bundespräsidenten, der wohl über die Botschaft und Konsulate bis hin zum VdG Wellen geschlagen habe, „wir nun endlich Gelder für unsere Projekte ausgezahlt bekommen, die man uns im Januar zugesprochen hat.“ Der DFK-Vorsitzende erstarrt aber nicht in Dankbarkeit, sondern fragt: „Aber ist das nötig? Andere, die nicht so aggressiv ans Werk gehen, haben das Nachsehen, obwohl genügend Mittel zur Verfügung stehen. Wir würden gern mit einer Kindergartengruppe Deutschunterricht starten, unsere Mittel sind aber ausgeschöpft. Wir verfügen im DFK Glatz über 5 Deutschlehrer. Fachpersonal ist also vorhanden.“

Hilfsaufruf für den DFK Glatz

Der AGMO e.V. liegen weitere Briefe des DFK Glatz u.a. an den bundesdeutschen Botschafter in Warschau sowie an die BdV-Vorsitzende Erika Steinbach vor. Weitere Zusagen oder Vermittlungsangebote sind bisher leider nicht bekannt geworden. Die AGMO e.V. folgt der Bitte des DFK Glatz und dankt für Spenden unter dem Stichwort „Glatz“.

Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 1980 als Arbeitsgemeinschaft Menschenrechtsverletzungen in Ostdeutschland (AGMO) gegründet.
Die AGMO e.V. wurde im Jahre 1990 in das Vereinsregister eingetragen.