„Zu jeder Zeit hilfsbereit“ – Der Vorsitzende einer DFK-Gruppe in Oberschlesien über die AGMO e.V.

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Viktor Kik ist 87 Jahre alt und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur der älteste, sondern dank 25 Jahre in der Position des Vorsitzenden wohl auch der langjährigste aller Vorsitzenden einer Gruppe des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) östlich von Oder und Neiße. Seit Anfang an führt er die Ortsgruppe Breitenmarkt/Schirakau im Kreis Rosenberg in der Gemeinde Teichgrund/Ciasna. Wenn er sich zu Wort meldet dann hat es Hand und Fuß, dann weiß er wovon er spricht

2010: 20 Jahre DFK - Jubiläum in Breitenmarkt

Und Viktor Kik spricht deutliche Worte anlässlich der 25-Jahr-Feier seiner DFK-Ortsgruppe am 26. April 2015. In seiner gut halbstündigen Ansprache zeichnet er den oftmals mühsamen Weg der letzten Jahrzehnte nach. Nach Jahren im Untergrund fand am 24. Mai 1990 das erste offizielle Zusammentreffen der Deutschen in Breitenmarkt statt. 254 Männer, Frauen und Kinder nahmen daran teil.

„Als erstes Lied haben wir ‚Oberschlesien ist mein liebes Heimatland‘ gesungen, welches unseren Herzen sehr nahe war, so dass uns allen Tränen in den Augen standen.“


Wer kann es unseren Landsleuten verdenken, wenn nach fast 5 Jahrzehnten der sprachlichen und kulturellen Unterdrückung den Emotionen freier Lauf gelassen wurde?

Mit Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Warschau konnte schließlich am 23. Januar 1994 feierlich die Eröffnung der DFK-eigenen Begegnungsstätte begangen werden. Wichtig war auch das Gefühl mit den vertriebenen Schlesiern, die in der Bundesrepublik Deutschland lebten, Fürsprecher zu besitzen. Ein Umstand der 1992 schließlich zum Abschluss einer offiziellen Patenschaft zwischen dem DFK Breitenmarkt und der Kreisgruppe Bergstraße der Landsmannschaft Schlesien führte.

Sprache das Kernanliegen der Deutschen in Oberschlesien

Selbstverständlich behandelte Viktor Kik ausführlich das Thema „Kulturtätigkeit“ und „Schulwesen“ in seinen Ausführungen. Sollte die Frage nach Schulbildung in deutscher Sprache doch das Kernanliegen der Strukturen der deutschen Volksgruppe in Oberschlesien darstellen, ist Herrn Kik hoch anzurechnen, dass er als einer von leider nicht vielen Aktivisten der DFK-Strukturen genau das verstanden und in seinem Handeln als Ortsgruppen-vorsitzender umgesetzt hat:

„Für den Vorstand des DFK ist deutscher Sprachunterricht Thema Nr. 1 Vor allem deshalb, weil bis zur politischen Wende (1989/90, eig. Anm.) jahrzehntelang sowohl Deutsch lernen, als auch in der Öffentlichkeit Deutsch zu sprechen verboten war. Die mangelnden Sprachkenntnisse haben sich auch auf die Umgangssprache im eigenen Haushalt gerade gegenüber den Kindern negativ ausgewirkt. Als DFK-Vorstand haben wir von den eigenen Strukturen kaum Hilfe erhalten. Es sind bereits 25 Jahre vorbei und bis auf den heutigen Tag haben wir keine Unterstützung vom IfA (Institut für Auslandsbeziehungen, eig. Anm.) in Stuttgart erhalten […] Die Deutsch-Wettbewerbe in den Grundschulen und im Gymnasium haben wir daher immer mit der finanziellen Unterstützung der AGMO e.V. in Bonn und teilweise auch mit dem Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Oppeln organisiert.“

2007: Deutschwettbewerb in Breitenmarkt

Persönliche Präsenz sichert korrekte Mittelverwendung

Trotz seines hohen Alters versäumt Viktor Kik es nicht immer wieder in den Bildungseinrichtungen im Einzugsgebiet seiner DFK-Ortsgruppe vorbeizuschauen und die korrekte Verwendung der durch die AGMO e.V. bereitgestellten Fördermittel persönlich zu überprüfen:

„Die deutsche Sprache ist für uns eine große Freude. Nach vielen Bemühungen wird ab dem Schuljahr 2009/2010 die deutsche Sprache in unserer Gemeinde in allen 5 Kindergärten unterrichtet. In den Schulen wird der Deutschunterricht zwei bis drei Mal pro Woche durchgeführt, ohne die Hilfe des IfA und der Strukturen unserer eigenen Verbände in Oberschlesien. Im laufenden Schuljahr habe ich als Vorsitzender des DFK vier Kindergärten besucht. Den Kindern und Erzieherinnen habe ich dabei erklärt, wie wichtig die deutsche Sprache für die deutsche Volksgruppe ist. Was wären wir ohne unsere Muttersprache? […]

Es ist mir eine große Freude, einen besonderen Dank an die beiden Vorsitzenden der AGMO e.V., Peter Oprzondek und seinen Nachfolger Dr. Tobias Körfer zu richten. Beide waren zu jeder Zeit hilfsbereit: beim Organisieren der Sprachwettbewerbe, bei der Ausstattung der Kinder im Kindergarten, sowie allen anderen Feierlichkeiten, z.B. der Gedenkveranstaltung für die Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter, Internierten und Russlanddeportierten aus Oberschlesien.“

2011: Weihnachtsfeier DFK Breitenmarkt

Dankbarkeit, Fleiß, unermüdliche Redlichkeit und Weitblick ergänzen sich in der Person Viktor Kiks zu einer ganz besonderen Mischung, wie man sie wohl nur unter den Aktivisten der ersten Stunde in den Reihen der Deutschen in Oberschlesien antreffen kann. Die AGMO e.V. ist nicht minder dankbar dafür ihn und seine DFK-Ortsgruppe ein Stück des Weges in den letzten 25 Jahren begleitet zu haben.

Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 1980 als Arbeitsgemeinschaft Menschenrechtsverletzungen in Ostdeutschland (AGMO) gegründet.
Die AGMO e.V. wurde im Jahre 1990 in das Vereinsregister eingetragen.