Vorstand der AGMO e.V. trifft Bundestagspräsident Lammert

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Am 18. Juli 2011 trafen sich der Präsident des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, und der geschäftsführende Vorstand der AGMO e.V. – Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen zu einer Unterredung im Wahlkreisbüro von Prof. Lammert in Bochum-Wattenscheid.

(v.l.): Tilman Fischer (stellv. Vors. AGMO e.V.), Tobias Körfer (Vors. AGMO e.V.),
Prof. Dr. Norbert Lammert (Bundestagspräsident), Stephan Krüger (Schriftwart AGMO e.V.)

Prof. Dr. Lammert hatte seinerzeit im November 2008 dafür gesorgt, daß ein Rundschreiben der AGMO e.V. an verschiedene bundesdeutsche Politiker, das auf das vollständige Fehlen deutscher Kindergärten und Grundschulen hinwies und die Bundesregierung um Abhilfe bat, in den Petitionsausschuß des Deutschen Bundestages eingebracht worden war. Dafür wurde ihm beim jetzigen Zusammentreffen noch einmal persönlich der Dank der AGMO e.V. ausgesprochen. Anlass des Gesprächs war die einstimmige Ablehnung der AGMO-Petition durch den Deutschen Bundestag im Februar 2011, nach deren Bekanntwerden die AGMO e.V. sich erneut an den Bundestagspräsidenten gewandt hatte.

Nach dem Zugang eines in jeder Hinsicht außerordentlichen Schreibens des Präsidenten des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), Bernard Gaida, das durch eine Empfehlung der AGMO e.V. angeregt worden war, wurde dank der Initiative des Bundestagspräsidenten eine „ergänzende Überprüfung“ der zuvor abschlägig beschiedenen Petition eingeleitet.

In einem offenen und guten Gespräch legte die AGMO e.V. ihre Position dar, daß, wie auch der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Christoph Bergner MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler und nationale Minderheiten immer wieder betont, für die Bewahrung und Wiedergewinnung der eigenen kulturellen Identität der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen eine frühe Bindung an die deutsche Muttersprache entwickelt werden muß. Dies kann, so der Vorsitzende der AGMO e.V., Tobias Körfer, gegenüber dem Bundestagspräsidenten nur durch die flächendeckende Einrichtung deutscher Kindergärten und Grundschulen bewerkstelligt werden. Sollte hier nicht innerhalb der kommenden Jahre ein deutlicher Umschwung eintreten, wäre die fortschreitende Assimilation der Deutschen in der Republik Polen kaum noch aufzuhalten. Weshalb man in diesem entscheidenden Punkt auch 20 Jahre nach Abschluß des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages noch nicht weitergekommen sei, sei eine Schlüssel-Frage, die der bundesdeutschen Politik gestellt werden müsse.

Bundestagspräsident Lammert zeigte sich diesen Ausführungen gegenüber aufgeschlossen. Besonders die Diskrepanz zwischen formalrechtlich guten Voraussetzungen und mangelnder praktischer Umsetzung bei der Einrichtung deutscher Bildungseinrichtungen in der Republik Polen sei frappierend. Eine mögliche Ursache könne jedoch die Assimilierung der deutschen Bevölkerung v.a. in Oberschlesien während der vergangenen Jahrzehnte sein.

Diesem beipflichtend, betonte der Schriftführer im Vorstand der AGMO e.V., Stephan Krüger, daß sehr viele Gruppen - besonders unter Leitung von jungen, engagierten Frauen - ein bewundernswertes Bemühen und Verlangen nach Bewahrung ihrer deutschen kulturellen Identität zeigen. Diese Menschen müssten unbedingt die Unterstützung bundesdeutscher Stellen erfahren. Wäre nicht das Gefühl vorhanden, oft allein gelassen zu werden, ließe sich am Ort vielmehr als bisher bewegen.
Der AGMO-Vorsitzende Körfer merkte dazu an, daß eine aktivere Wahrnehmung der grundgesetzlich verankerten Obhutspflicht der Bundesrepublik Deutschland gegenüber den Deutschen in der Republik Polen überaus wünschenswert wäre.

Es stelle sich die Frage, weshalb bisher kein bundesdeutscher Politiker den Satz ausgesprochen habe: „In der Republik Polen gibt es keinen einzigen deutschen Kindergarten und Grundschule für die Kinder der deutschen Volksgruppe.“ Dieser kleine Schritt der öffentlichen Problematisierung könnte für die deutschen Landsleute in der Republik Polen sehr viel bedeuten.

Zum Ende des Gesprächs wurde dem Bundestagspräsidenten eine Informationsmappe mit der AGMO-Studie zur Lage der deutschen muttersprachlichen Bildung in der Republik Polen, sowie mit dem Vorgang der AGMO-Petition aus den Jahren 2008 bis 2011 übergeben. Herr Prof. Dr. Lammert sagte gegenüber den AGMO-Vertretern zu, sich mit entsprechenden Fachkollegen aus den Gremien des Deutschen Bundestages über die diskutierte Thematik auszutauschen.

 

Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 1980 als Arbeitsgemeinschaft Menschenrechtsverletzungen in Ostdeutschland (AGMO) gegründet.
Die AGMO e.V. wurde im Jahre 1990 in das Vereinsregister eingetragen.